06.10.2022 Kuchnia regionalna w Karkonoszach? (Transkrypcja)
Anna Szwałek, Nationalpark Riesengebirge
Ich möchte Sie zu einer weiteren Folge der Sendung „Atmosphärisches Riesengebirge“ einladen. Darin sprechen wir über das natürliche und kulturelle Erbe unserer Region. Heute werden wir zu ergründen versuchen, ob es im Riesengebirge eine regionale Küche gibt.
Piotr Gryszel, Sudetenfremdenführer, Kenner der Regionalkunde, wissenschaftlicher Mitarbeiter
In der Tat wünschen wir uns alle, dass es die Riesengebirgsküche gibt. Einige kulinarische Traditionen sind tatsächlich bekannt. Es ist nur so, dass nur wenige Menschen von ihnen wissen oder sich an sie erinnern.
Das größte Problem für die Riesengebirgsküche ist, dass es nach dem Zweiten Weltkrieg einen Bruch in der kulturellen Kontinuität gab, einen kompletten Austausch der Bevölkerung. Bis dahin, bis zum Zweiten Weltkrieg, änderten sich die Grenzen, wechselten die Herrscher, jemand anderer kassierte Steuern, aber die Menschen lebten immer im gleichen Ort und die Traditionen konnten gepflegt werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sowohl die hier lebenden Deutschen als auch die im östlichen Grenzgebiet lebenden Polen aufgefordert, ihr Hab und Gut zu packen und einige tausend Kilometer weiter westlich zu ziehen.
Die lokalen kulinarischen Traditionen gerieten in Vergessenheit, und das, was die neuen Siedler mitbrachten, war so vielfältig, dass kaum eine Gruppe die anderen dominierte. Das Riesengebirge, die gesamten neuen westlichen Länder, wurden zu einem großen kulturellen Schmelztiegel. Wir sagen, dass in die westlichen Gebiete die Bewohner der an die UdSSR verlorenen Ostgebiete Polens gekommen sind, aber das ist nur ein Teil der Wahrheit und ein Stereotyp. Im Riesengebirge machten sie nur ein Drittel der Bevölkerung aus, während aus jeder der Woiwodschaften des Vorkriegspolens je einige Prozent der neuen Bevölkerung kamen. Es waren Einwohner der ehemaligen Woiwodschaften Krakau, Rzeszów und Warschau, die Einwohner von Podlachien oder Großpolen....
Jeder von ihnen brachte etwas mit, einige Traditionen. Aber heute können wir über die Küche des Riesengebirges sprechen und beginnen, kulinarische Traditionen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zu entdecken. Wir fangen an, darüber zu sprechen, was die Einheimischen gegessen haben. Schlesisches Himmelreich oder Kyselo kommen aus der Vergessenheit zurück. Wir sprechen wieder über Sejkory oder Sikory, also Kartoffelpuffer, oder auch über das, was in den einfachen Hirtenhütten im Riesengebirge gekocht und gegessen wurde. Die Siedler, die nach dem zweiten Weltkrieg hierher kamen, leben seit mehr als 70 Jahren hier. Eine zweite Generation ist bereits da, eine dritte Generation von Menschen, für die Niederschlesien Heimat ist, wird geboren. Was unsere Großmütter gemacht haben, was unsere Mütter zu Hause gekocht haben, wird für uns zur Tradition. Wir beginnen zu entdecken, was nach dem Zweiten Weltkrieg mitgebracht wurde und betrachten es als unsere regionale Küche. Das Festival der Geschmäcker von Rübezahl bietet genau solche regionalen Gerichte, die nach modernisierten und dem heutigen Geschmack angepassten Rezepten zubereitet werden. Teigtaschen aus Podgórzyn, Rote-Bete-Creme oder mit Kartoffeln gefüllte Kohlrouladen – was in der Lemberger Küche bekannt war, taucht hier bei uns auf.
Anna Szwałek
Nach den Podgórzyn-Teigtaschen und der Rote-Bete-Creme fragte ich in Podgórzyn.
Teresa Koć
Ich bin Vorsitzende des Landfrauenvereins in Podgórzyn. Wir haben auch den Verein „Freunde von Podgórzyn“ gegründet. Teigtaschen werden schon seit meiner Kindheit gemacht. Es war das einfachste Gericht: ein paar Kräuter, was wir alles gerade zu Hause hatten, alles im Hefeteig frittiert. Es war ein richtiger Erfolg: Wir haben das Festival des Geschmacks gewonnen. Dort heißt es, es sei das beliebteste Gericht der Veranstaltung, alle fragen danach. Jetzt wird es im Restaurant serviert.Wir gießen die Rote-Bete-Creme ein. In der Mitte befindet sich mit Becher geformtes Kartoffelpüree, obenauf knusprig geräucherter Speck mit Zwiebeln. Dazu kommt ein Zweig Dill, damit es ästhetisch ansprechend aussieht.
Piotr Gryszel
In Anbetracht der Tatsache, dass die Riesengebirgsküche weder bekannt noch beliebt ist, wurde die Idee geboren, ein Buch mit dem Titel „Die Küche des Berggeistes oder die Geschmäcker des Riesengebirges“ zu schreiben. Unser Ziel war es, die Geschichte des Kochens näher zu bringen. Wir haben den historischen Teil geschrieben, und die Rezepte hätten nur eine kleine Ergänzung sein sollen. Es stellte sich aber heraus, dass sie der größte Hit sind. Eigentlich möchte jeder ein Gericht der einfachen Riesengebirgsküche zubereiten. Zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg ist eine polnischsprachige Studie über die kulinarischen Traditionen der Region erschienen. Der Herausgeber ist ein regionaler Verlag. Das Buch erwies sich als Erfolg und war in der gesamten Auflage ausverkauft. Die Menschen waren begierig darauf, die Riesengebirgsküche kennen zu lernen. Wir haben beschlossen, das Buch nachzudrucken und neu aufzulegen, und wir planen, einen zweiten Teil zu schreiben. Es stellt sich heraus, dass es so viele Rezepte gibt, dass es einen zweiten Band geben könnte.Im Rahmen eines vom Nationalpark Riesengebirge organisierten Projekts konnten wir auch einen Workshop im Kulinarischen Studio veranstalten, bei dem wir Gerichte aus der Region zubereitet haben. Man konnte Kantoraki – Pflaumenknödel probieren oder Rumfordsuppe zubereiten.
Im Alltag sind die Traditionen vielleicht nicht immer sehr präsent, aber wenn die Feiertage kommen, besinnen wir uns auf das, was in unserer Kultur fest verankert ist. Die Einwohner Niederschlesiens, die aus verschiedenen Regionen Polens stammen, gehen mit kulinarischen Traditionen etwas anders um.
Als Kind konnte ich nicht verstehen, warum mir in der Schule beigebracht wurde, dass es an Heiligabend 12 Gerichte geben sollte. In einem Jahr war ich zu Weihnachten bei den einen Großeltern, im nächsten Jahr bei den anderen – die traditionellen Gerichte waren bei ihnen ein bisschen anders. Meine Großeltern mütterlicherseits stammten aus Stanisławów, und die väterlicherseits aus Polesien. Das Abendessen an Heiligabend bei ihnen unterschied sich. Wenn Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenkommen, treffen auch ihre kulturellen Traditionen aufeinander. So werden beim Abendessen am Heiligabend aus 12 Gerichten plötzlich 24, es gibt drei Suppen statt einer, und manchmal sogar eine vierte. Diese kulturelle Vielfalt wird weiter zunehmen, da wir Traditionen durch die Gründung von Familien verbinden. Die Menschen in Niederschlesien erinnern sich noch an das, was ihre Großeltern mitbrachten – vor allem zu Zeiten wie Weihnachten, mit denen wichtige Traditionen verbunden sind.
Meiner Meinung nach ist dies ein großer Gewinn für die Region. Kulturelle Vielfalt kann ein Vorteil sein, schließlich leben wir in einer grenznahen Region. Das Riesengebirge, das durch eine politische Grenze geteilt ist, ist geografisch gesehen ein einziges Gebiet. Der Nationalpark bildet ein bilaterales Biosphärenreservat, der Schutz endet nicht an der Staatsgrenze. Warum also sollten Kultur und kulturelle Einflüsse diese Grenzen nicht überschreiten?
Am beliebtesten und am einfachsten zuzubereiten ist wohl eine Suppe, eine arme Verwandte unseres polnischen Żurek: Kyselo. Es handelt sich um eine Sauerteigsuppe aus Roggenmehl, die recht einfach zuzubereiten ist. Erstens ist sie billig, zweitens wird sie schnell gekocht und kann als die typischste Suppe des Riesengebirges bezeichnet werden, weil sie hier von allen gegessen wurde. Es gab sogar ein Sprichwort darüber, woher ein Bewohner einer Baude im Riesengebirge wusste, wann der Sonntag nahte: er hat zum 18. Mal in Folge Kyselo gegessen. Es wurde zum Frühstück, zum Mittagessen und zum Abendessen gegessen.
Eer die Riesengebirgssuppe, wie sie auch genannt wird, bestellt, wird sicherlich eine Überraschung erleben. Sie enthält weder Wurst noch ein gekochtes Ei, sondern Pilze, Kartoffeln und ein Ei in Form eines nicht ganz durchgerührten Rühreis, das zusammen mit gebratenen Zwiebeln zum Eindicken der Suppe hinzugefügt wird. Es sieht vielleicht nicht so gut aus, schließlich isst man auch mit den Augen, aber es schmeckt köstlich. Ich denke, das wird die Touristen dazu bringen, in den Restaurants nach diesen Riesengebirgsgerichten zu fragen.